Archiv

Posts Tagged ‘Krieg’

Das Erbe des George W. Bush

22. Januar 2009 1 Kommentar

Nach unsäglichen Wochen des Wartens und Bangens, dass er nicht doch noch in das ein oder andere Fettnäpfchen treten würde und nun mit einer gewissen Erleichterung, dass alle schwierigen Themen, die in der Zeit bis zur Inauguration zu bewältigen waren, gelöst wurden, bleibt die schlichte Erkenntnis: Der neue Präsident der USA heißt Barack Obama und unser Bild von Amerika gehört neu auf den Prüfstand gesetzt.

Wenn man in den letzten acht Jahren eine Meinung hatte, hinter die sich alle vereinen konnten, dann war gewiss von den imperialen Bestrebungen eines Herrn Bush die Rede, besonders in seiner ersten Amtsperiode. Das gewaltige Leid des elften September und die damit einhergehende Spontanreaktion der Terrorismusbekämpfungen an allen Ecken und Enden der Welt, Irak, Iran, Afghanistan, Syrien und Nordkorea, die Schurkenstaaten also (von Kuba mal ganz abgesehen) zeugte von einem hegemonialen Politikverständnis. Bush, der so platt als Ölinteressent verschriene Machthaber, und sein Führungsstab in Washington D.C. wurden zu Symbolen einer neuen Gewaltherrschaft, die ihre Interessen nicht durch Verhandlungsgeschick, sondern mittels Kriegsdekret und Einzugsbefehl durchsetzt. Das Verhältnis zu Russland sank auf einen Tiefpunkt, als es um die Abwehrraketenstationierung auf europäischem Boden ging und die USA sich nach dem Georgienkonflikt weiterhin stark für einen Beitritt dieses Landes zur Nato engagierte. Das Alte Europa wurde zum Feinde Bushs, als nicht alle Länder dem Einmarsch in den Irak zustimmten und sich somit dem amerikanischen Kurs entgegensetzten, in dem sie auf ein UN-Mandat pochten.

Auch innenpolitisch entsprach Bush den an ihn gestellten Anforderungen, besonders zum Ende seiner Amtszeit, nicht mehr. Dies äußerte sich final in der nunmehr deutlichen Finanz- und Wirtschaftskrise, die per se eine Krise der Banken und Börsenparkette ist, und die zu bewältigen er nicht mehr in der Lage war. Vielmehr verzeihen die Amerikaner ihrem Präsidenten jedoch die Katastrophe um den Wirbelsturm Katrina und dessen Folgen insbesondere für die Bevölkerung von New Orleans nicht, zeigte es ihnen doch das Unvermögen ihres ersten Mannes in Washington mit Krisen richtig umzugehen, ja sie aus jenen auch wieder hinauszuführen.

Und so verschwindet der unbeliebteste Präsident des Landes, viel bleibt nicht von ihm. Einer, dem die Herzen der Massen zufliegen, übernimmt nun das Ruder und muss die Vorschusslorbeeren nun in die Tat umsetzen. Ein erster Schritt ist getan: Die Verhandlungen in Guantanamo wurden gestoppt und der Zeitplan für das Ende des Unrechtslagers ist vorgegeben: Ein Jahr noch, dann ist das nun mehr sieben Jahre lang existierende Internierungslager, das zugleich ein Symbol der amerikanischen Politik geworden ist, Geschichte.

Der Glasperlenspieler

Peking lebt. Die Leistungen der Olympioniken brauchen Anerkennung

Olympische Spiele sind eigentlich tausendmal wichtiger als sämtliche Fußballeuropameister- und weltmeisterschaften und trotzdem können die Einschaltquoten bei weitem nicht an solch wichtige Kickerspiele heranreichen. Komisch eigentlich, was stimmt da nicht?

Man könnte meinen, die deutschen Leistungen seien einfach zu schlecht, die Schwimmerinnen und Schwimmer kommen erst ins Ziel, wenn die Sieger schon den Kaffee getrunken und die ersten Interviews gegeben haben. Oder die Radfahrer, denen allesamt schlecht ist und die auch heute beim Zeitfahren deutlich überrundet wurden. Oder die Ruderer, ehemals Ausnahmeerscheinung und Medaillengarantie, denen Streitigkeiten auf Funktionärsebene im Vorfeld nun die miesen Ergebnisse bescheren.

Vielleicht liegt es auch an Menschenrechtsfragen. Es soll Gesellschaftsgruppen geben, die im Olympiaboykott (also Fernseher aus) neue Formen der Protestkultur erkennen lassen. Man sagt Nein zu Peking, Nein zu China, mithin aber auch Nein zum olympischen Geist, der ja im eigentlichen Sinne ein friedlicher, weltvereinender ist.

Vielleicht ist es aber auch der Krieg im Kaukasus, der die politischen Debatten beherrscht. 2000 Opfer, zahllose Verletzte und unzählige Vertriebene können nur schwer mit den olympischen Spielen zusammenpassen. Und wenn man die mediale Öffentlichkeit betrachtet, öffnen sich wieder die Gräben des Kalten Krieges. Georgien steht auf der Seite der Westmächte, möchte mehr in Europa integriert werden und Mitglied der Nato werden. Russland hingegen kann damit nichts anfangen, meint es doch, noch immer die Vorherrschaft in den östlichen Gebieten zu besitzen.

Und über den Mauerbau vor 47 Jahren möchte auch keiner reden. Überhaupt: Olympia ist ja auch mal schön. So viele Sportarten, von denen man sonst nie etwas sieht. Aber die deutsche Öffentlichkeit kann sich ja für so etwas nicht begeistern. Als Deutscher muss man hinter einer großartigen Mannschaft stehen können, die anderen Ländern die rote Karte zeigt und alles revolutioniert. Leider ist man noch nicht so weit, endlich mal Sport Sport sein zu lassen und das zu genießen, was an außerordentlichen Leistungen vollbracht wird. Denn Olympia ist besser als nur Fußball. Wer das bestreiten möchte, der darf sich ein Schild auf den Rücken heften: ICH BIN EIN DUMMER DEUTSCHER!

Der Glasperlenspieler

„Es gab auch das normale Leben“

In der heutigen Sonntagsausgabe des Tagesspiegels äußert sich Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR, zum eigenen Erinnern an das Alltägliche und zu den Reflexionen der Gegenwart auf vierzig Jahre deutsche Geschichte Ost. Es ist als Antwort auf die gegenwärtige Debatte um eine angebliche Verharmlosung des DDR-Geschichtsverständnisses zu verstehen.

Lothar de Maizière über das Erinnern:
„Die Alltagsdinge, die einen beschwerten, sind nicht mehr präsent: Dass man 20 Jahre auf eine Wohnung wartete – ich hatte seit 1980 eine Dringlichkeitsbescheinigung, weil ich mit drei Kindern in einer Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung wohnte. Oder dass alle drei Kinder meiner Schwester, die Pastorin war, nicht zur Erweiterten Oberschule gehen durften. All diese Dinge geraten in Vergessenheit, weil es wohl auch in der Natur des Menschen liegt, sich an die positiven Dinge erinnern zu wollen und die negativen zu verdrängen.“

über das ’normale‘ Leben:
“ […] dass es eben auch normales Leben im unnormalen gegeben hat. Es gab die gleiche Freude auf den Sommerurlaub, der zwar nicht auf Mallorca, sondern vielleicht an den märkischen Seen verbracht wurde. Auch das konnte glücklich machen. Man hatte sich eingerichtet in den Beschränkungen.

über undifferenzierte Nostalgie:
“ Das liegt […] daran, dass wir nach der Wende eine ebenso undifferenzierte Verneinung all dessen gehabt haben, was die DDR ausmachte.“

über die einseitige Betrachtung:
„Es entsteht immer dieses Schwarz-Weiß-Schema. Es gab in der DDR vielleicht zwei Prozent Opfer und vielleicht drei Prozent Täter. Und 95 Prozent waren Volk. Die wollten auch gar nichts anderes sein, wollten für sich und ihre Familie das Beste aus ihrem Leben machen. Im Nachhinein aber wird die DDR-Bevölkerung eingeteilt in Täter und Opfer. Nun müssen die Leute alle sehen, wie sie auf das Opfer-Ufer kommen, weil sie sonst alle zu den Tätern gerechnet werden. Sie müssen ihre Widerstandsgeschichten erzählen und wie oft sie die Faust in der Hosentasche geballt haben. Aber sie waren weder das eine noch das andere.“

über das lange Bestehen der DDR:
„Ich bin manchmal ärgerlich, wenn gesagt wird, die DDR sei ein einziger Schrotthaufen gewesen. Die Menschen haben nach dem Krieg eine unglaubliche Aufbauleistung erbracht, und zwar ohne Marshallplan und bei gleichzeitiger Demontage und bei gleichzeitigen Reparationszahlungen an die Sowjetunion.“

über die Sicht der anderen:
„Ein Großteil der Westdeutschen nimmt den Ostdeutschen übel, dass sich ihr westdeutsches Leben verändert hat, ohne zu erkennen, dass es sich durch die Globalisierung ohne die deutsche Wiedervereinigung genauso verändert hätte.“

Es dokumentiert:
Der Glasperlenspieler
(liest aktuell: Peter Handke – Der kurze Brief zum langen Abschied)

Deutsche Regierung tötet unschuldige Menschen

Deutschland ist böse. Das ist nichts Neues, denken Sie? Wie Recht Sie doch haben, nun kommt allerdings ein weiterer Aspekt hinzu und der spricht nicht gerade für unsere ach so „menschenfreundliche“ Regierung.

Denn: Die Regierung ist für den Tod von unschuldigen Menschen verantwortlich! Sie stellt sich gegen ein Verbot von sogenannten Streubomben, wie sie von den deutschen Waffenkonzernen hergestellt werden. Trotzdem eine deutliche Mehrheit der Uno-Staaten für eine komplette Abschaffung solcher Munitionstypen stimmt, bleibt die Bundesregierung stur und knickt vor der Kriegslobby ein.

Angeblich ungefährliche Typen der Streumunition seien militärisch notwendig. Aha. Wie ist denn das gemeint? Bislang postulierte die Regierung den Verzicht auf Angriffskriege und sprach von humanitären Militäreinsätzen, die für den Aufbau einer Zivilgesellschaft in Afghanistan und diversen afrikanischen Staaten notwendig seien. Wofür man hier nun Streubomben brauch, kann die Regierung nicht beantworten und hält sich mit Stellungnahmen auffallend zurück.

Dass große deutsche Waffenkonzerne mit Lieferungen ins Ausland an oft fadenscheinige Machthaber hier nicht behindert werden, ist ein Kniefall vor der Rüstungsindustrie. Hier zeigt sich, was unsere Regierung wirklich will: Teilhabe an Krieg und territorialer Ausbeutung der USA. Und damit ist sie für Leid und Elend unter unschuldigen Kriegsopfern verantwortlich. Sie muss dann dafür einstehen, wenn das wertvolle Leben eines jungen Kindes von heute auf morgen beendet wird. Sie ist verantwortlich! Sie, die mit ihren gepanzerten Limousinen auf asphaltierten Straßen durch gesichertes Gelände fahren.

Der Glasperlenspieler