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Posts Tagged ‘Naturschutz’

Naturschutz in der Sächsischen Schweiz – Wohl und Weh

1. September 2011 1 Kommentar

Ende letzten Jahres ist ein neues Buch in der sonst so tristen und biederen Reihe edition Sächsische Zeitung erschienen. Darin folgen Reporter der Lokalredaktion Pirna den Spuren der Wildnis vor der Haustür, also der Entwicklung der Tier- und Pflanzenwelt in der Sächsischen Schweiz. Man kann das Buch als Sammelband der zuvor in der Zeitung abgedruckten Texte verstehen, aber es ist auch einiges mehr. An Einzelbeispielen, wie dem Gelben Veilchen und der Krähenbeere, dem Luchs und dem Gartenschläfer, wird dargestellt, inwiefern der Nationalpark den Naturschutzaspekt versucht zu realisieren. Kurze Steckbriefe zu Gefährung, Verbreitung, Bestand und Lebensraum, gepaart mit teils ansprechenden Bildern geben einen guten Überblick. Man erfährt einiges über die Arbeit der Ranger und lernt zu verstehen, warum der Naturraum in der Sächsischen Schweiz einen solch schützenswerten Charakter hat.

Leider muss man sich an manchen Stellen aber nur mit der halben Wahrheit zufrieden geben. Dies hat wahrscheinlich seinen Ursprung darin, dass wir es nicht mit Biologen zu tun haben, sondern mit Journalisten, die sich natürlich nicht tiefer in die Materie einarbeiten können. Am Einzelbeispiel der Krähenbeere heißt das dann, dass man nicht erfährt, um welche genaue Krähenbeere es sich handelt (ich vermute die Schwarze Krähenbeere, denn das ist die einizige, die gefährdet ist) oder dass es noch weitere Arten der Krähenbeere gibt, die nicht gefährdet sind. Anderes Beispiel: Der Artikel über die Waldkiefer lässt Fragen offen: Die Waldkiefer gilt als nicht gefährdet, steht aber bsw. auf den Felsriffen der Weißen Brüche zwischen Wehlen und Rathen. Hier liegt die Kernzone, hier soll kein Mensch sein. Eine naturschutzrechtliche Begründung bleibt dafür aber aus; kein kritisches Wort, warum u.A. wegen der Waldkiefer, die als extrem widerstandsfähig gilt, hier der Zugang für den Mensch verwehrt bleibt. Zudem frage ich mich, warum der Pflanzenexperte der NPV, Holm Riebe, Journalisten in die Kernzone führt (ich kann mich auch an einen MDR-Beitrag erinnern), einfachen Wanderern das aber nicht gestattet sein soll? Vielleicht sollte man mal geführte Wanderungen für verbotene Wege anbieten, lieber Nationalpark!?
Wenn man sich vom Buch im Übrigen Gründe erhofft, die die heutige Kernzonenregelung rechtfertigen, dann sucht man vergeblich. Da wird nicht mal der Sumpfporst helfen …

Um sich mal kritisch mit dem Naturschutz generell zu beschäftigen, empfehle ich ein Buch von Josef H. Reichholf. In Naturschutz – Krise und Zukunft beleuchtet Reichholf die fragwürdigen Ziele mancher Naturschützer und wie sie entstehen. Dabei räumt er mit gängigen Motiven auf und gibt einen Ausblick, wie man Naturschutz in Zukunft neu denken muss. Für alle, denen ein Interesse an der Natur beim Wandern nicht fehlt, empfehle ich beide Bücher dringend.

Christian Helfricht

Literatur:
Landgraf, Hartmut: Wildnis vor der Haustür. Reporter erkunden den Nationalpark Sächsische Schweiz, Freital 2010.
ISBN: 978-3-936642-09-4

Reichhold, Josef H.: Naturschutz. Krise und Zukunft, Berlin 2010.
ISBN: 978-3-518-26031-9

Da waren wir schon enttäuscht – Wildpark Geising

Am Pfingstsonntag waren wir im Wildpark Osterzgebirge, besser gesagt im Wildpark Geising/Hartmannmühle. Das Wetter war recht angenehm, nicht zu warm, kein Regen und so haben wir uns auch schon richtig drauf gefreut. Doch was erlebte man dann so schönes, als man da aufkreuzte: Pfingstfest wird gefeiert. Schön und gut, „buntes Markttreiben“ nannte man das dann von Wildpark-Seite, na man soll ja mal nicht zu früh meckern …

Nichts groß anzumerken ist zu den Tiergehegen. Manche (bsw. Wildschweingehege) waren arg lieblos, das haben wir schon besser gesehen, aber die Tiere waren dafür nach unseren Maßstäben recht gut versorgt, auch was die artgerechte Haltung angeht (soweit man in Gefangenschaft überhaupt davon reden kann). Und das ist ja auch das wichtigste.

Was gab es nun Spezielles beim Pfingstfest? Zunächst gab es zum Pfingtsfest keinen ermäßigten Eintritt, das war schon grundsätzlich fragwürdig. Die Erklärung von der unfreundlichen Dame am Eingang war, dass heute Pfingstfest gefeiert werde. Basta. Und irgendeine Kapelle spiele … (wovon man aber nichts hatte, weil die erst irgendwann Nachmittag auftauchen sollte) Hmm, nun würde man sich ein Pfingstfest in einem Wildpark ja so wünschen, dass es etwas mit den Tieren zu tun hat … wenigstens irgendetwas – aber leider Fehlanzeige. Ein Hüpfburg für Kinder (vollkommen ok!), Strickwaren, Holzzeug für den Haushalt, ein Stand mit alkoholischen Getränken (bsw. Liköre aus der Region) und besonders interessant: ein Stand mit Handtaschen billigster Fertigung mit einem Verkäufer, der sich in seinem Kleintransporter verschanzte. Oder das Essensangebot: deftig, fleischig und vor allem Bier. Nichts für Vegetarier (ach ja, Pommes), kein Fleisch aus Bio-Erzeugung. Auch die Verkäufer wirkten wie von einem schlechten Wochenmarkt importiert.

Wie wäre es denn mit einem Stand zum Tierschutz? Oder gesonderte Führungen durch den Wildpark mit Zusatzinformationen? Wir fühlten uns wie auf einem uninspirtierten Dorffest im letzten Winkel der Zivilisation.

Wenn man aber bei den Rahmenbedingungen weitermacht, kommt einem das Grauen. Zunächst stimmen Informationen der Website nicht mit den Verhältnissen vor Ort überein (ich nenne mal nur den Übersichtsplan mit den Tierarten). Zudem ist der Plan, den man vor Ort bekommt, unnütz. Er wird der wirklichen Lage keinesfalls gerecht. Schautaufeln sind veraltet und enthalten zum Teil viel zu wenige Informationen. Ab und an wurde einfach mal etwas aus einer Zeitschrift ausgeschnitten … toll! Allgemein wirkte alles etwas lieblos, veraltet und nicht zu Ende gedacht. Das haben wir schon in etlichen Zoos und Wildparks deutlich besser gesehen.

Sollte man also sagen: Liebe Familien, fahrt mit euren Kindern in den Wildpark in Geising!? Man würde wohl eher abraten und andere Empfehlungen aussprechen. Den Tierpark in Görlitz beispielsweise können wir nur dringend empfehlen, auch den kleinen Abstecher ins Naturkundemuseum! Tierpark und Naturkundemuseum Görlitz Unbedingt zu empfehlen ist auch das Wildgehege in Moritzburg. Hier sieht man auch, was man besser machen kann (auch hier seien nur mal die Wildschweine erwähnt).

Christian Helfricht

Noch ein paar Impressionen von den Wildpark-Tieren:

Neues SSI-Heft und aktualisierte Böhmische Schweiz-Karte

Das so eben erschienene neue Heft der Sächsische-Schweiz-Initiative ist mal wieder dringend zu empfehlen, denn es werden wirklich wichtige und spannende Themen angesprochen. Zum einen geht es um die Debatte, was uns der Nationalpark Sächsische Schweiz gebracht hat und in wie fern der Status selbst auch problematisch ist und zum anderen schwerpunktmäßig um das vergangene Hochwassergeschehen. Zudem wird dem Thema Naturschutz berechtigterweise viel Platz eingeräumt (Wanderfalken, Rückkehr der Lachse, Farbkennzeichnung Schwarzstörche, etc. ). Ein weiteres, zentrales Thema ist die Staustufe Decin, die in letzter Zeit zu heftigen Diskussionen geführt hat, insbesondere wenn man an die Beeinträchtigungen der Fischbestände denkt. Man erinnere sich gleichwohl an die vor kurzem heftig aufgeflammte Debatte, in wie weit auch die sächsische Seite Mitspracherecht hat und die Einsspruchsfrist gegen das Staustufenprojekt verlängert werden kann.
SSI-Heft 27, €3,00

Eine weitere Neuerscheinung ist eine nach langer Zeit aktualisierte Karte von Rolf Böhm, auf die ich schon eine ganze Weile gewartet hatte: Böhmische Schweiz, im Maßstab 1 : 40.000. Seit der letzten Ausgabe von 2001 sind doch einige Veränderungen speziell der Markierungen zu beobachten gewesen (uns ist das bsw. beim Grenzübertritt am Böhmischen Tor zwischen Dolni Zleb und Großem Zschirnstein aufgefallen). Insgesamt wirkt das Kartenbild deutlich moderner, Schriftarten wurden geändert und viele, weitere, manchmal fast nicht auffallende, Detailänderungen wurden vorgenommen, die zum Kauf der neuen Auflage inspirieren sollten. Zu akzeptieren ist auch die Regelung, die Böhm an den heute verbotenen Grenzübergängen getroffen hat (nun mit Kreuz markiert).
Böhmische Schweiz. 1 : 40.000, Böhm Wanderkarten, €4,80


Christian Helfricht

Das Rechtsprinzip, dem die Menschheit unterstehen muss

Hätten Sie es gewusst? Heute ist Tag der Umwelt 2008! Ja, diesen Tag gibt es und er wird alljährlich zum 5. Juni begangen, in Erinnerung an den Auftakt der Konferenz der Vereinten Nationen zum Schutz der Umwelt 1972 in Stockholm. Jedes Jahr steht der Tag der Umwelt unter einem speziellen Motto, in diesem Jahr ist es die überschwängliche Bekundung:

„Eine Natur – eine Welt – eine Zukunft“

Na wenn das mal nicht deutlich ist …
Im Grußwort des Präsidenten des Bundesumweltamtes, Prof. Dr. Andreas Troge, heißt es, die Weltgemeinschaft werde „Maßnahmen gegen die anhaltende Naturzerstörung beraten.“ Obwohl man in den letzten Jahrzehnten schon einiges bewirkt hätte, müsse man Anstrengungen für den Naturschutz weiter erhöhen, denn dadurch würde man auch eine lebenswertere Umwelt für die Menschen schaffen, sowie wirtschaftliche Innovationen mit mehr Arbeitsplätzen fördern.

Nichts Neues also. Umwelt schützen, damit es den Menschen besser geht. Bla bla bla. Ausbau erneuerbarer Energien fördert neue Arbeitsplätze, eine Investition in die Zukunft, la la laa.

Die Mannigfaltigkeit der Natur muss anscheinend dem Menschen Nutzen bringen, wenn er sie schützen soll. Fehlen ihm die Vorteile bzw. sind die Nachteile gering, kann der Mensch auf den Erhalt der Natur verzichten. Diese Arroganz muss die sogenannte Weltgemeinschaft aber endlich ablegen. Sie muss zum Schluss kommen, dass die Natur nicht für den Menschen da ist, sondern der Mensch ein Teil der Natur und mithin für sie da ist. Die Natur ist es Wert geschützt zu werden, gleichwohl wie viel der Mensch von ihr partizipieren kann. Sie ist das Ursächliche, sie empfindet ihre Erfüllung im Zurückdrängen alles Kultürlichen, sie ist das Rechtsprinzip, dem die Menschheit zu unterstehen hat.

Der Glasperlenspieler