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CDU Nordsachsen liebäugelt mit Nazis

Nachtrag:
Am gestrigen Donnerstag wurde der im Beitrag beschriebene Skandal nun Realität, wie die taz nun berichtet: NPD-Mitglieder wurden mit 5 Stimmen in Ausschüsse gewählt, obwohl nur drei NPDler anwesend waren. Kandidaten der Freien Wähler gingen dafür leer aus. Die NPD freut sich und konstatierte: „Im Kreistag gibt es keine geschlossene Anti-rechts Front.“ Das ist der erste Schritt einer Zusammenarbeit von CDU und NPD. Werden weitere folgen?

Was die Tageszeitung taz in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, muss man zweimal lesen, bevor man es wirklich glaubt: Die CDU im nördlichen Sachsen möchte mit der NPD zusammenarbeiten. Nach dem Einzug der Nazis in alle Kreistage Sachsens, scheint man sich also langsam daran gewöhnt zu haben, neben Menschen zu sitzen, die das Land von Ausländern säubern wollen. Doch reicht das anscheinend noch nicht: Wenn sie es schon einmal ins Parlament geschafft haben, kann man auch gleich mit ihnen zusammenarbeiten. Der Fraktionschef der CDU im Kreis Nordachsen sagte zur taz: „Nein, Anträge der NPD werde ich nicht einfach ablehnen, nur weil sie die NPD stellt.“

Und natürlich meint auch der Bürgermeister Mügelns und Fraktionschef der FDP, Gotthard Deuse, der mit der DSU zusammenarbeitet: „Ausgrenzen bringt nichts.“ Gotthard Deuse ist in solchen Fällen ja kein unbeschriebenes Blatt, gab er der Rechtspostille Junge Freiheit doch ein deutschtümelndes Interview und zeigte im Falle der Hetzjagd gegen Inder durch seine Stadt keine Engagement gegen Rassismus.

Scheint es nun also so weit zu sein, dass man den Tabubruch wagt und mit Biedermännern in Anzug gemeinsame Sache macht und die antisemitischen Parolen und nationalsozialistischen Verklärungen im Hintergrund akzeptiert? Ist dies der ins Rollen gekommene Stein, der nicht mehr aufzuhalten ist und der das Tor für Gedankenspiele öffnet, die die geschundene deutsche Seele verlangt? Oder kann man gar von kluger Berechnung sprechen, da Teile der CDU schon lange davon ausgehen, dass Unterschiede zwischen Linkspartei und NPD nicht zu finden seien? Ist damit die Normalisierung von Neonazismus perfekt?

Eine interessante Studie legt die taz am Ende ihres Berichtes dar: Eine Analyse der Friedrich Ebert Stiftung stellt die Folgen der Einbindung der NPD vor und meint, dass bei NPD-Anträgen immer die „Prinzipien der Menschenwürde“ und „Toleranz“ gewahrt sein müssen und konstatiert: „Die Anträge der extremen Rechten sind konsequent abzulehnen, damit ihnen kein politischer Spielraum eingeräumt wird.“ Danke taz, für diesen deutlichen Bericht.

Der Glasperlenspieler

Türkisch-deutsche Liebe

(EM-Kolumne, Teil 10)

Spüren Sie auch die Spannung, die momentan das ganze Land beherrscht? Heute Abend scheint sich ein Ereignis zu vollziehen, das mit dem Fall der Berliner Mauer und dem auf den Black Thursday 1929 folgenden Börsencrash zu vergleichen sein könnte. Doch bei aller Euphorie und Liebe für den Fußball darf man nicht vergessen, um was es eigentlich nur geht: den Einzug der Türkei oder Deutschlands in das Finale der Europameisterschaft 2008.

Doch zuerst darf man das ja begrüßen: Da äußern sich Türken zum gemeinsamen Feiern, zu Erfolgszusprechungen beim Gewinn egal welcher Mannschaft, zum Unterstützen des deutschen Teams auch bei einer Niederlage der eigenen Mannschaft. Großartig und vorbildlich. Man geht nur noch mit beiden Flaggen aus dem Hause, schafft neue Mix-Nationalhymnen und beschwört die kulturelle Verständigung auf allen Ebenen. Großartig und vorbildlich.

Nun kann man allerdings auch von den Deutschen etwas mehr Engagement erwarten. So wie es zum Beispiel die Taz auf ihrer heutigen Titelseite vormacht: eine türkisch-deutsche Flagge mit dem Titel „Wir kommen ins Finale“, egal welches Team. Wie aber sieht es in den dunklen Wohnzimmern der treuen Deutschen aus, wie in den Vorgärten der Grillmeister und Spitzengardinenliebhaber oder den Eckkneipen der Randbezirke? Kann man auch hier sagen, man unterstütze beide Teams oder gar das türkische, ohne schief angeschaut zu werden? Man darf doch zumindest daran zweifeln, dass da fast jeder Deutsche zum Multikultifavorisierer wird.

Daniel Bax stellt in der Taz die entscheidende Frage und gibt auch gleich die richtige Antwort: „Was aber, wenn die Türkei gewinnt? Dann können auch jene Deutschen, die nicht türkischer Herkunft sind, ja mal versuchen, für die Türkei zu jubeln.“ In diesem Sinne: ein faires Spiel!

Der Glasperlenspieler

Ein Eis (und dann kam der Regen)

Man kann das wohl als Faustregel nehmen: je leckerer etwas schmeckt, desto schlechter ist einem danach. Bei mir war das heute ein Jogurt-Erdbeer-Eis, das es für wenig Geld in der Alten Mensa zu Dresden gab. Schon beim Mittag war das Schild in meinem Blickwinkel, und danach zum Rumliegen fehlte nur noch diese Kaltspeise. Lecker, riesig, nicht mal selber holen musste ich es. Die Bauchschmerzen kamen postwendend, nun geht es aber wieder. Gerechter Lohn, möchte man meinen.

Zuhause angekommen lag die Musikzeitschrift Spex im Briefkasten, und da freue ich mich immer besonders, was der Unverhofftheit und der nur dürftigen Erscheinungsweise geschuldet sein dürfte. Die neue CD liegt im DVD-Player, und draußen wird es immer dunkler.

Überhaupt, dieser Tag war wechselhaft. Früh raus, erschreckende Berichte in der Taz gelesen (Beispiel? hier), die S-Bahn war eng gedrängt mit Morgenmuffeln (die mir immer aufs Gemüt schlagen) und die frühe Vorlesung zur Sprachgeschichte war so erregend wie Ulla Schmidt. Dann die ersten Entspannungsphasen, ein grüner Tee, ein paar Recherchen in der Bibliothek und ein Seminar, bei dem man kein Wort versteht. Und da wären wir wieder beim Eis, dass ich mir schon da so stark gewünscht hatte.

Zwischendurch dunkle Wolken und eine Straßenbahn kurz vorm Unfall. Und ein Lied von Rober Forster im Kopf, der nach den Go-Betweens nun ein Soloalbum rausbringt. Und zum fröhlichen Musizieren noch Element of Crime.

Lied des Tages (58):
Robert Forster – „Baby Stones“

Lied des Tages (59):
Element Of Crime – „Wenn der Morgen graut“

Der Glasperlenspieler (wünscht sich ein leichtes Eis)

Empfehlung

In der taz war heut ein interessanter Artikel zu lesen. Es ging um die Anziehungskraft der Kirche für junge Menschen und was sich hinter den Kirchen mit Eventcharakter verbirgt: gnadenlose Konservative und Fundamentalisten!

Link

Der Glasperlenspieler