Da dachte ich doch, du hast da ein Lied im Kopf – mein Gott. Und dann läuft das doch eben im Radio (Bayern3). Wie wir das nennen? Zufall. Ein Lied, das mir seit einigen Tagen so durch den Dunst schwirrt, und ich komme nicht darauf, wo ich es zuvor aufgeschnappt habe.
Und dagegen bitte sehr zwei aktuelle Lieder von einer tollen britischen Künstlerin pakistanischer Abstammung namens Rumer:
Christian Helfricht
Aus alt mach neu?
Der Regen ist vorbei und er hat die Hitze des Tages verdrängt, wie er das Vergangene nicht zu verdrängen in der Lage war. Er kann nicht darüber hinwegtäuschen: In der Reinigung mag die Heilung schlafen, doch erwecken kann sie niemand. Auch der frostigste Schauer mag das Übel der Welt nicht zu Verhindern wissen.
Aber doch: aus alt mach neu. Mit dem Einschlafen der alten Rubrik „Lied des Tages“, Leser hören Alters erinnern sich, steht nun mehr eine neue musikalische Schublade offen, aus deren Innern Klänge unterschiedlichster Couleur verbreitet werden müssen. Vom Namen her prätentiös und überbordend: Songs.
Teil eins kommt gleich ganz groß raus, so muss es diese Berliner Band zumindest vermuten lassen:
Songs 1:
Kissogram – She’s an Apple Pie
Der Glasperlenspieler
„Verlass die Stadt“!
Hach, manchmal stinkt es schon unwahrscheinlich in dieser Stadt. Abends in der S-Bahn kann man nicht atmen, zehn Minuten werden zu stundenlanger Qual. Vorher kann man es nicht ertragen, dieser Leidensschweiß der jungen Abgehängten, man möchte sie bedauern und verstehen. Zwischen Bierdunst und strengsüßem Billigdeodorant hilft nur der Blick aus dem Fenster, als da grünen Wiesen und der leichte Schauer eine bezaubernde Welt heucheln, jedoch nur kurz, denn alte Neubauten lassen an feuchte Gerüche denken.
Doch da, kurz, schöne Musik im Vorbeigehen, schlecht gedämpfte Kopfhörer spielen die mildesten Klänge des Frühsommers, an einer Frau, deren Oberteil betören mag und deren Schuhe an eine Liebe zum Vergangenen erinnern.
Das alles in den wenigen Sekunden. Sie festzuhalten wäre das Glück auf Erden, oder was denn sonst? Dann der Bericht in der Taz, Gustav heißt die junge Frau nicht wirklich, doch sie scheint die Töne zu treffen, die mir helfen würden. Heute und nicht morgen, denn dann ist es vielleicht wieder schön.
Lied des Tages (62)
Gustav – Verlass die Stadt (live vom Donaufestival)
Der Glasperlenspieler (ruft ein Motto für die neue Woche aus: Verlasst die Stadt und rettet die Wale)
Ein Eis (und dann kam der Regen)
Man kann das wohl als Faustregel nehmen: je leckerer etwas schmeckt, desto schlechter ist einem danach. Bei mir war das heute ein Jogurt-Erdbeer-Eis, das es für wenig Geld in der Alten Mensa zu Dresden gab. Schon beim Mittag war das Schild in meinem Blickwinkel, und danach zum Rumliegen fehlte nur noch diese Kaltspeise. Lecker, riesig, nicht mal selber holen musste ich es. Die Bauchschmerzen kamen postwendend, nun geht es aber wieder. Gerechter Lohn, möchte man meinen.
Zuhause angekommen lag die Musikzeitschrift Spex im Briefkasten, und da freue ich mich immer besonders, was der Unverhofftheit und der nur dürftigen Erscheinungsweise geschuldet sein dürfte. Die neue CD liegt im DVD-Player, und draußen wird es immer dunkler.
Überhaupt, dieser Tag war wechselhaft. Früh raus, erschreckende Berichte in der Taz gelesen (Beispiel? hier), die S-Bahn war eng gedrängt mit Morgenmuffeln (die mir immer aufs Gemüt schlagen) und die frühe Vorlesung zur Sprachgeschichte war so erregend wie Ulla Schmidt. Dann die ersten Entspannungsphasen, ein grüner Tee, ein paar Recherchen in der Bibliothek und ein Seminar, bei dem man kein Wort versteht. Und da wären wir wieder beim Eis, dass ich mir schon da so stark gewünscht hatte.
Zwischendurch dunkle Wolken und eine Straßenbahn kurz vorm Unfall. Und ein Lied von Rober Forster im Kopf, der nach den Go-Betweens nun ein Soloalbum rausbringt. Und zum fröhlichen Musizieren noch Element of Crime.
Lied des Tages (58):
Robert Forster – „Baby Stones“
Lied des Tages (59):
Element Of Crime – „Wenn der Morgen graut“
Der Glasperlenspieler (wünscht sich ein leichtes Eis)