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„Du kennst dein schwaches Boot“: Zum Rücktritt von Georg Milbradt

Er war der Mann, der den Sachsen nicht vertraut werden wollte und dessen Vorgänger ein großes, unerfüllbares Erbe hinterlassen hatte. Kurt Biedenkopf sagte einmal über seinen Nachfolger Milbradt, er sei „ein hoch begabter Fachmann, aber ein miserabler Politiker“. Dieser miserable Politiker hat gestern nun endlich seinen Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten des Bundeslandes Sachsen bekanntgegeben. Für den ehemaligen „Ministerpräsidenten des Jahres“ ist es das kurze Ende nach einer Zeit des langen Leidens.

Zuletzt wurde die Luft immer dünner, Finanzaffären der Sachsen-LB, fehlgeschlagene hochspekulative Investitionen und Kreditschulden. Und nun noch das Wirtschaften in die eigene Tasche von Georg und Angelika. Das war zuviel. Die CDU stand nicht mehr hinter ihm, für die kommenden Wahlen wurde er als größter Pfeiler gegen einen Wahlsieg angesehen. Sieben Jahre sind genug, ein Rücktritt ist die letzte Konsequenz für den Mann, mit dem man einfach nicht warm werden wollte.

Der Wirtschaftsflügel der CDU äußerte Bedauern, hatte man mit Milbradt doch einen Vertreter der eigenen an der Spitze eines Bundeslandes, das im ostdeutschen Vergleich gut dasteht. Die Opposition hatte in den letzten Wochen allerdings zum Frontalangriff übergewechselt, forderte den Rücktritt fast stündlich, aber auch der Koalitionspartner SPD wollte sich nicht mehr zur gemeinsamen Arbeit bekennen. Und auch in den eigenen Reihen fehlte die Geschlossenheit.

Georg Milbradt ist der mit dem Schlawinerblick, dem man nicht vertrauen wollte. Dem man nicht in die Seele schauen konnte und der den Ossis einfach zu westdeutsch war. Er tritt nun also ab, ganz nach Gottfried Benn, bei dem es im Gedicht „Kommt -“ heißt: „und schon so nah den Klippen/du kennst dein schwaches Boot/kommt, öffnet doch die Lippen/wer redet, ist nicht tot“.

Der Glasperlenspieler

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  1. 15. April 2008 um 9:41 am

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