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Der Pfaffenstein – eine Erkundung und keine Barbarine

Die Highlights: Wirtsstiege – Goldschmidthöhle – Nixensee – Königsgarten – Dom – Opferkessel – Nasse Schlucht

Der Pfaffenstein. Mehr muss man unter Kennern nicht sagen und ein Schwärmen beginnt. Nicht weil er immer überfüllt ist, nicht wegen der Barbarine und auch nicht wegen den bekannten Wegen auf den Gipfel durch das Nadelöhr,über den Klammweg und den bequemen Aufstieg. Auch nicht, weil die Gastwirtschaft ein überaus gutes Angebot hat oder wegen der umfangreichen Aussichtspunkte, nein.

Der Pfaffenstein weiß eher durch die weniger bekannten Dinge zu punkten:

1. Die wohl interessanteste geologische Auffälligkeit betrifft die eiszeitliche Lehmschicht, die an zwei Stellen des Pfaffensteins zu beobachten ist. In der Nähe der Gastwirtschaft und auf dem so genannten „Wilden Pfaffenstein“ (d.i. der gesamte Teil süd-westlich des bequemen Aufstiegs) beträgt die Lehmschicht bis zu 1,5 Meter, das ist schon eine Besonderheit.
2. Gleichwohl interessant ist die vorgeschichtliche Siedlung, die sich auf dem Pfaffenstein befunden haben muss. Es findet sich Material aus der Jüngeren Steinzeit und aus der Bronzezeit, das auch heute ausgestellt ist. Es lassen sich Feuerstellen nachweisen, es gibt Werkzeug- und Gerätefunde, augenscheinlichstes Beispiel ist der vorgeschichtliche Wall nahe des westlichen Fußes des Pfaffensteins.
3. Besonders am Pfaffenstein sind auch dessen spezielle Verwitterungsformen. Auswitterungen, glockenförmige Felsköpfe, Opferkessel prägen das Bild an den Außenseiten.

Für Wanderer und Erkunder vergessener Wege und dunkler Ecken ist der Pfaffenstein ein schwieriges Pflaster, nicht zuletzt durch die seit wenigen Jahren geltenden Richtlinien des Naturschutzgebietes rund um den Tafelberg. Viele (Weg-)Markierungen wurden entfernt, nicht mehr erneuert oder explizit gesperrt, sodass die besonders interessanten Ecken theoretisch nicht mehr begangen werden dürfen. Zu nennen sind hier ein paar Beispiele:

1. Die Wirtsstiege (oder Wirtschaftsstiege). Dabei handelt es sich um einen Aufstieg an der Ostseite des Pfaffensteins, der in der Nähe der Seilbahn über Eisenklammern an einer senkrecht abfallenden Steilwand auf den Gipfel führt. Heute darf diese Stiege nicht mehr begangen werden, da sie zunächst auf Privatgrund ist und weil der Zugang durch ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund als gesperrt ausgewiesen ist. Allerdings ist die Stiege für den normalen Wanderer grundsätzlich nicht zu empfehlen. Der Einstieg ist durch Sandabtragungen und fehlende Klammern enorm erschwert. Auch auf einem Zwischenstück, knapp unter der Mitte der Stiege ist ein heikle Stelle, die nur schwerlich zu überwinden ist.
2. Gut zugänglich ist heute noch die Goldschmidthöhle. Zwar wurde auch hier an der Markierung gefeilt, die Höhle wird aber noch von etlichen Wanderern besucht. Der Zugang erfolgt über Leitern und Treppen aus Sandstein, vorbei an schönen Aussichtspunkten an der Ostseite, kurz vor dem Gasthaus. Wirklich anschaulich und beeindruckend in der Höhle ist das leuchtende Grottenmoos. Eine andere Höhle, die Falkenhöhle, gleich in der Nähe, ist heute nicht mehr ausgeschildert, aber trotzdem noch zugänglich.
3. Nixensee, Königsgarten und Dom. Um den Zugang zu diesen heute fast in Vergessenheit geratenen Sehenswürdigkeiten zu finden, müsste man sich eigentlich nur nach der roten Markierung halten. Wenn man dies aber versucht, wird man nicht fündig. Denn die rote Markierung verliert sich gleich zu Beginn. Um den Weg trotzdem zu finden, muss man sich zunächst an der Ausschilderung in Richtung Opferkessel orientieren, jedoch nur wenige Meter. Dann zweigt links ein unscheinbarer Pfad ab, genau an der Stelle, wo eine Holzabsperrung den Weg „einzäunt“. Hier geht es zunächst ein Stück gerade aus und dann ein Stück rechts bergab zum Nixensee. An diesem vorbei führt der Weg nach links zu einer alten, kurzen Stiege, die schnell überwunden ist und den Weg zum Königsgarten ebnet. Hierbei handelt es sich um einen größeren Platz, der den Zugang zu den Felsformationen Dom und Luftballon bildet. Diese Sehenswürdigkeiten sind heute zwar auf den Wegschildern erwähnt, die Markierungen wurden aber entfernt und finden sich erst hier wieder. Auch sind Kletterzugangsmarkierungen zu sehen, deren Sinn sich an manchen Stellen nur schwer erschließt. Der Rückweg zum Augangspunkt führt über eine enge, kurze und verwinkelte Schlucht, die mit alten Stufen ausgestattet ist. Der Zugang befindet sich genau gegenüber vom Dom. Hat man das Plateau wieder erreicht, kann man, wenn man rechts abzweigt, noch zwei Opferkessel beobachten, die jetzt im Winter zugefroren sind. Wenn man links abzweigt, gelangt man vorbei an Felsgebilden wie Rittersitz und Annenbank zurück zum Hauptweg.
4. Ehemaliger Aufstieg Nasse Schlucht. Die Nasse Schlucht ist ein ehemaliger Aufstieg an der Westseite des Pfaffensteins, der heute aber leider gesperrt ist. Der Zugang zu diesem Aufstieg, der früher wohl viel genutzt wurde, ist relativ gut zu finden. Am Waldrand befindet sich eine Bank, links daneben ist ein Kletterzugangs-Zeichen. Der schmale Weg ist also zumindest zunächst als Kletterzugang frei gewährt, denn Kletterzugänge können von jedem begangen werden. Jedoch folgt nur wenig weiter das Sperrungszeichen, das den Weg verwehrt. Allerdings kann man noch den Kletterzugängen folgen, die zumindest bis an den Felsfuß führen. Der ehemalige Weg durch die Nasse Schlucht wird auch heute noch von Wenigen genutzt, Fußspuren sind deutlich zu erkennen. Wenn man den Weg etwas weiter gehen würde, könnte man auch erkennen, wie schön dieser Aufstieg einmal gewesen sein muss, zu erkennen wären Treppen, eine Mauer und eine enge Schlucht, die ihren Namen verdient. Von oben gesehen könnte man erkennen, dass der steile Ausstieg möglicherweise ein wenig mit Bäumen verhauen ist, um den Zugang nicht kenntlich zu machen.

Der Pfaffenstein ist also mehr als nur Barbarine, Nadelöhr und Gastwirtschaft. Er bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, von denen heute aber zu großem Teil Abstand genommen wird, zuhauf aus Naturschutzgründen. Dies ist richtig und notwendig. Dies ist unberzichtbar mit Blick auf die Besucherströme, die den Pfaffenstein heute bevölkern. Inwiefern Sperrungen allerdings der richtige Weg sind, insbesondere wenn es um kulturelle Errungenschaften geht, muss noch einmal neu erörtert werden. Etwas nicht auszuschildern oder etwas konkret zu sperren – das ist ein großer Unterschied, auch für die Natur. Dieser Unterschied muss im Spannungsfeld zwischen Natur und Mensch noch einmal neu gedacht werden.

Der Glasperlenspieler

Königsgarten

Dom-Markierung

Ausstieg aus dem Königsgarten

Nixensee

kleiner Opferkessel

Nasse Schlucht

Blick zum Dom

eine wichtige Informationsquelle: Axel Mothes' Stiegenbücher

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