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Vom Goldsteig über Richterschlüchte, Grenzweg und Jortan in die Weberschlüchte

Kirnitzschtal Neumannmühle – Großer Zschand – Wolfsschlüchte – Goldstein – Bergpfad Goldsteig – Richtergrotte – Richterschlüchte – Grenzweg – Jortan – Weberschlüchte – Webergrotte – Weberschlüchte – Großer Zschand – Neumannmühle

Anfahrt: OVPS-Buslinie 241 bis Neumannmühle
Karte: Böhm Wanderkarten „Großer Zschand“ und „Kleiner Zschand“ Maßstab 1:10.000
Länge/Höhenmeter: 14km/550Hm

Unsere heutige Wanderung führt uns in den Großen Zschand. Wir wollen den Goldsteig begehen und der Richterschlüchte hinauf bis zum Grenzweg folgen. Ein Stück des Grenzweges geht es in östliche Richtung, bis nach nur kurzer Zeit schon der Jortan abzweigt. Über diese alten Weg gelangen wir in die Weberschlüchte mit ihrer wunderschönen Grotte. Zurück geht es durch den Großen Zschand zum Ausgangspunkt im Kirnitzschtal, der Neumannmühle.

Ein Großteil der Wanderung liegt in der Kernzone des Nationalparks Sächsische Schweiz. Hier dürfen nach Ansicht der Nationalparkverwaltung nur markierte Wege begangen werden. Ich rufe deswegen auch bei dieser Wanderung nicht zum Nachahmen auf, sondern möchte nur die Lage dokumentieren.

Früh starten wir im Großen Zschand, der Regen der vergangenen Tage hat das ganze Tal erfrischt und nur wenige Sonnenstrahlen schaffen es durch die straffe Wolkendecke. Am Zeughaus biegen wir in die Wolfsschlüchte ein, die schon bald richtig stramm ansteigt. Links zweigt aber nun bald schon unser erstes heutiges Ziel ab, der Goldsteig. Zunächst sollte man aber noch die Aussicht oberhalb des Goldsteins mitnehmen. Der Goldsteig ist als Bergpfad markiert und zieht sich auf immer gleichbleibender Höhe am Felsmassiv entlang. Am Anfang geht es am Goldstein vorbei und nach einigen Kurven hat man eine erste, riesengroße Grotte erreicht. Immer wieder kommt man an Kletterfelsen vorbei, die gefährlich über dem Wanderweg thronen. Bald kommt eine erste Seitenschlucht hinauf (Pechschlüchte), nach der nächsten Biegung eine weitere (Hilleschlüchte). Immer näher gelangt der Weg nun an den Fels heran, immer abschüssiger wird der Pfad. Aus der nächsten Seitenschlucht (Meilerschlüchte) steigt noch der Nebel hinauf, eine kleine Wegekreuzung ist bald schon erreicht. Hier führt die Meilerschlüchte in die Richterschlüchte hinab und ein kleiner Pfad hoch zum Roßsteig. Wir wandern nun aber weiter, immer wieder an wilden Talschlüssen vorbei und stehen plötzlich am Ende des Goldsteigs – in der Richterschlüchte. Gegenüber ist die Richtergrotte zu bewundern (O-Ton von einem Wanderer: „Schöner Wasserfall“ …).

Los gehts mit dem Goldsteig

Gleich zu Beginn steht man am Fuße des Goldsteins

Große Grotte am Goldsteig

Der Bergpfad führt angenehm am Felsfuß entlang

Nun überlegen wir. Wie kommen wir in die Weberschlüchte ohne jetzt erst wieder durch die Richterschlüchte hinabzuwandern? Wir entscheiden uns für den Weg durch die obere Richterschlüchte, die bis zum Grenzweg hinaufführt. Hier wurde die Wegführung des markierten Wanderwegs am Krinitzgrab vorbei zum Katzenstein abgeändert. Das kann man als wirklich fragwürdig ansehen, denn früher gab es mal die Ansicht, dass der Weg durch den oberen Teil der Richterschlüchte naturverträglicher sei. Der Wanderer soll allerdings nicht dazu verführt werden, den Grenzweg zu gehen, also musste man sich etwas anderes einfallen lassen. Wir wandern nun also durch die Richterschlüchte weiter bergauf und müssen erst über ein paar umgefallene Bäume hinweg, bis sich der eigentliche Weg wieder zeigt. Nun leicht ansteigend stehen wir wenige Minuten später auf dem Grenzweg.

Gerade aus geht es in den oberen Teil der Richterschlüchte

Ein Pfad führt zum Grenzweg hinauf

Schönes Gesicht im Fels im oberen Teil der Richterschlüchte

Wir stehen also auf dem Grenzweg, am Abzweig in die Richterschlüchte. Der Grenzweg ist ein wirklich schöner, angenehm zu laufender Weg, der aber leider aus Sicht des Nationalparks nicht begangen werden soll. Komisch an dieser Stelle ist aber folgendes, was auch schon auf anderen Seiten mehrfach berichtet wurde: Baumfällungen am Grenzweg/Fremdenweg sieht man in Hülle und Fülle. Wenn man sich etwas umschaut, wagt man gar nicht zu glauben, wie so etwas eigentlich möglich sein kann. Massive Waldzerstörung durch den Nationalpark im eigentlich streng geschützten Gebiet – wer hat das nur zu verantworten? Und wer möchte mir nochmal etwas über Naturschutz erzählen?
Der Grenzweg führt uns nun weiter in Richtung Entenpfützenweg. Doch so weit wollen wir gar nicht, denn nach einigen Grenzsteinen, die man passiert, geht es genau am Stein mit der Nummer 9/12 nun hinab in den Jortan. Der Abschnitt des Grenzweges zwischen Richterschlüchte und Jortan ist in einem sehr guten Zustand, hier gibt es keine Verhauungen oder Ähnliches.

Baumfällungen am Grenzweg

Der weitere Grenzweg ist jedoch gut in Schuss

Nun aber zum Jortan. Links geht es in den Wald hinein, ein Pfad ist zunächst gut zu erkennen. Der Weg wird dann sogar etwas breiter, geht in eine leichte Senke und führt durch eine nicht zu übersehende Waldschneise. Nun muss man sich etwas orientieren, folgt dem Weg aber stetig gerade aus, bis ein Pfad durch kleine Sträucher erkennbar ist. Hier geht es nun relativ steil im zickzack hinab. Mal wird es etwas enger, fast sogar gassenförmig, dann wieder breiter. An den Felswänden sieht man wunderschöne Eisenablagerungen, der Untergrund ist teils etwas rutschig, doch immer so, dass man wunderbar absteigen kann. Immer wieder gilt es steilere Passagen zu überwinden. Bald schon weitet sich das Tal beträchtlich, es kommen erste Kletterzugangspfeile von rechts und links. Weiter führt der Pfad hinab vorbei an einer großen, umgestürzten Buche und noch einmal über ein kurzes Steilstück hinunter in die Weberschlüchte. Genau am Brand-Stein erreicht man den Bergpfad.

Ausführliche Schilder auf verbotenen Wegen wie hier am Abzweig in den Jortan – das muss man geistig erstmal durchdringen …

Durch die deutliche Waldschneise führt der Weg (leider leicht verschwommen)

Langsam wird es auf dem Jortan etwas enger und auch steiler

Bald schon weiter sich das Tal und man muss noch an diesem Baum vorbei (Blick zurück)

Wenn man nun zur Webergrotte möchte, folgt man dem Weg rechts bis ans Ende des Tals. Die Webergrotte ist immer wieder einen Ausflug wert, auch wenn am Talschluss kein Weg legal herausführt. Gut vorstellbar wäre an dieser Stelle eine kleine Stiege hinauf, um zum Entenpfützenweg zu gelangen und den schönen Aussichten am Kanapee. Es ist nur eine kleine Verbindung vonnöten, die in den Stein gehauenen Stufen sind ja schon vorhanden, der obere Zugang ist auch begänglich. Aber das bleibt wohl eine Vision. So geht es also durch die großartige Weberschlüchte zurück in den Großen Zschand und von da weiter bis zur Neumannmühle, wo unsere Wanderung nach knapp fünf Stunden endet.

Nun haben wir die Webergrotte erreicht – aber wer hat eigentlich das Holzgeländer installiert?

Der Stengelumfassende Knotenfuß ist hier vereinzelt anzutreffen – eine mittlerweile abgeänderte Schautafel weist darauf hin. Die Art gilt zwar in Deutschland als generell ungefährdet, in Sachsen jedoch ist sie stark gefährdet.

Am Ende scheint nochmal die Sonne in der Weberschlüchte (Blick zurück)

Christian Helfricht

Literatur zur Wanderung:

1 Werte der deutschen Heimat. Band 2. Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen. Berlin 1959, S.184-187.

2 Brichzin, Hans: Wandern in der Sächsischen Schweiz. DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2006 (3. Auflage), S.87-90 (eine Wanderung über Goldsteig, Richterschlüchte und Weberschlüchte mit einer Karte, auf der der obere Teil der Richterschlüchte, Grenzweg und Jortan eingezeichnet sind; die also keiner Schwärzung unterlag)

3 Mothes, Axel: Bergpfade & „Andere Wege“ im Sandstein. Band I. Halle/S. 2008, S.16-23(Wegethematik), 99-105(Goldsteig), 178-184(Weberschlüchte).

4 Mothes, Axel: Bergpfade & „Andere Wege“ im Sandstein. Band III. Halle/S. 2010, S.160-167(Richterschlüchte).

  1. 11. August 2011 um 10:04 pm

    Steht eigentlich an der Kreuzung Obere Richterschlüchte – Grenzweg immer noch ein Verbotsschild? Das fand ich nämlich immer witzig: das Schild stand, oder steht, an einer Stelle, zu der man auf erlaubten Wegen eigentlich nie hätte gelangen dürfen.
    Die gigantischen Baumfällungen auf tschechischer Seite da oben sind mir auch schon aufgefallen. Keine Ahnung, was das soll. Der immer wieder postulierten Devise „die Natur Natur sein lassen“ scheinen sie aber gründlich zuwider zu laufen.

    • 11. August 2011 um 10:59 pm

      Hallo Arndt,

      ja das Schild steht natürlich immer noch dort. Und auch am Abzweig in den Jortan steht noch so ein Schild. Und dazwischen noch einmal. Das Gleiche gibt es noch an anderen Stellen, beispielsweise am Grenzübergang im Großen Zschand und am Großen Ziegengrund. Und die Schilder sehen auch immer top gepflegt aus. Wenn ich dann vor so einem schönen Schild stehe, dann fühle ich mich im Gedanken bestätigt, dass man doch hier gar nicht so verkehrt sein kann … warum sollte man sonst solche Schilder anbringen ??? 😉

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